
Hallo Ihr Lieben,
in meiner letzten Urlaubswoche widme ich mich voll und ganz F4. Die ersten 10.000 Worte sind im Kasten. Soll heißen, es läuft. Ich bin happy und meine Jungs sind happy, zumindest, was das Schreiben angeht. Denn in ihrem Leben läuft es gerade nicht so rund, wie sie es sich wünschen würden ;-) Und doch gibt es immer Menschen, die einem ein Lachen aufs Gesicht zaubern können.
Hier also ein kleines Schmankel aus F4 (in Arbeit und in Rohfassung)
- Karl -
Zum Abendessen treffen Leroy und Cameron ein und es wird laut, fröhlich und fühlt sich an, als wären wir eine große Familie. Alle plappern durcheinander und genießen die Gesellschaft.
Drew ist völlig überdreht und neckt Jamie in einer Tour, der natürlich nicht auf den Mund gefallen ist und dagegenhält, sodass Ellen ein Machtwort sprechen muss, um die beiden zur Ruhe zu bringen. Leider sind ihre erzieherischen Anwandlungen für die Katz, weil Cameron sie im nächsten Moment mit einer witzigen Bemerkung zunichtemacht. Das freut wiederum Drew und Jamie, die sich nun plötzlich einig sind und leise tuscheln. Dummerweise fallen ihre Blicke ständig in meine Richtung, weshalb ich ums Verrecken gerne wissen würde, um was es geht. Ich rufe mich zur Ordnung, schließlich bin ich ein Erwachsener, der weiß, was sich gehört – meistens jedenfalls.
Lee, der neben mir sitzt, reicht mir den Brotkorb und murmelt kauend: »Übrigens kannst du morgen nach Glendale.«
Mit einem Toast in der Hand schaue ich ihn überrascht an. »Wirklich? Das ist ja toll. Und sie sind tatsächlich damit einverstanden? Ich meine, sie haben mich ja noch nicht einmal zu Gesicht bekommen. Wer vermietet denn an einen Unbekannten? Und …«
»Hol mal Luft«, unterbricht mich Leroy. »Ich habe ihnen erklärt, dass es sich um einen Notfall handelt und du ein sehr guter Freund von uns bist.« Er deutet auf Duncan. »Sag du ihm, dass es in Ordnung geht.«
»Mach dir keine Sorgen. Meine Familie und die Kings kennen sich schon seit Generationen. Klar, sie lassen ungern jemanden nach Glendale, den sie nicht wirklich kennen, aber Fiona und Bruce vertrauen uns. Und wenn wir sagen, dass du ein sehr guter Freund bist, dann geht das für sie absolut in Ordnung. Also, wirst du morgen früh …«, Duncan wirft einen entschuldigenden Blick auf Drew, »Sorry, Schatz. Aber Karl hat sicher Zeit für eine Fotosafari, wenn er zurück ist, okay?«, er wendet sich mir wieder zu, »Es wäre besser, wenn du früh hier wegkommst, denn du bist ’ne Weile unterwegs.«
Stimmt, darüber habe ich mir noch gar keine Gedanken gemacht. »Glendale? Wo liegt das eigentlich noch mal?«
Drew springt mit dem Smartphone in der Hand auf, hält kurz inne und schaut ihre Mom bittend an. Ellen lächelt sie an, als wüste sie genau, was im Kopf ihrer Tochter vorgeht, und nickt ihr zustimmend zu. Die kleine Lady rast um den Tisch und pinnt mir ihr Handy vor die Nase. »Schau!«
Ich greife sanft ihren Unterarm und bringe das Display auf Abstand. »Schätzchen, ich mag ja schon etwas älter sein als du, aber meine Augen sind noch tadellos.«
Drew gickelt, bevor sie es sich ungefragt auf Leroys Schoß bequem macht, der leise vor sich hin murrt, da sie ihn somit vom Abendessen abhält. Sie ignoriert Lee und konzentriert sich voll und ganz auf ihre Aufgabe, als sie mir eine Landkarte von Schottland zeigt, die Ansicht aufzoomt und aufgeregt erklärt: »Glendale liegt auf der Isle of Skye, ungefähr ’ne halbe Meile vom Loch Pooltiel entfernt, ein atlantischer Meeresarm. Karl, du wirst es dort lieben. Ich liebe es. Und bitte, bitte mach viele Bilder. Aber was sag ich, du wirst wissen, was ich meine, wenn du dort bist.«
Ich schaue noch einmal genau auf die Karte und schlucke. »Herrje, das ist aber ein ganzes Ende da raus. Wie lange werde ich brauche?«, frage ich in die Runde.
Jamie ist der Erste, der mir mit einer geplagten Miene antwortet. »Zu lange.«
Drew winkt ab und ruft: »Du bist so was von ein Baby!« Ihr Bruder will gerade zum verbalen Gegenschlag ausholen, als beide den Blick ihrer Mutter wahrnehmen und urplötzlich Ruhe geben.
Aha, so funktioniert das also. Ohne viele Worte, ein Blick genügt und die Kids wissen, dass gleich die Luft brennt, sollten sie sich nicht wieder in den Griff bekommen.
Aus den Augenwinkeln kann ich die Reaktion der anderen beobachten und stelle fest, dass es ihnen ebenso wie mir schwerfällt ernst zu bleiben. Cam und Lee sind plötzlich auf ihre Teller konzentriert und Duncan gönnt sich nach einem kleinen Räuspern einen Schluck Tee.
Jamie und Drew sind wie erstarrt, als warten sie auf ein befreiendes Wort ihrer Mutter.
Ellens Miene ist mit einem Mal entspannt und freundlich, als sie Drew auffordert: »Schatz, erzähl Karl, wie lange wir immer unterwegs sind.«
Noch ein wenig befangen, wendet sich Drew an mich. »Na ja, sechs Stunden musst du schon rechnen, wenn du gut durchkommst.« Ihre Augen leuchten wieder wie zuvor. Das kleine Zwischenspiel scheint vergessen. »Aber glaub mir, es lohnt sich. Du musst unbedingt zu Keepers Cottage oder Neist Point. Die Leuchttürme und die Küste sind der Hammer und du musst …«
Diesmal bin ich es, der ihr das Wort abschneidet. »Ich merke schon, das ist voll dein Ding dort, oder?« Mir ist klar, dass sie meine Bemerkung lächerlich findet. Was ja von mir beabsichtigt ist, um ihren Kopf aus den Wolken zu holen.
Drew kichert. »Voll mein Ding? Oh man, du bist so old school. Aber ja, du wirst es lieben. Ich hoffe, du hast eine große Speicherkarte dabei, denn deine Kamera wird dir im Gesicht festwachsen.«
»Daran habe ich ehrlich gesagt überhaupt nicht gedacht.« Ich hatte beim Packen echt andere Sorgen.
»Das macht nichts.« Ihr Blick wandert zu ihrer Mutter. »Mom, kann ich Karl meine mitgeben?«
»Na klar. Hol sie doch gleich! Sonst vergessen wir es nur noch.«
»Yep.« Kopflos springt Drew auf, drückt mir einen festen Kuss auf die Wange, bevor sie in Richtung Flur rennt, um mitten im Esszimmer perplex stehen zu bleiben und einen knallroten Kopf bekommt, weil ihr plötzlich einzufallen scheint, was sie gerade getan hat.
(c) Nele Betra
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